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13.25 / 1958 / Jazztage-Serie / "O. P." Bassist / USA
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Oscar Pettiford USA
Die Ellington-Musiker haben Oscar Pettiford bewußt als Nachfolger des 1942 verstorbenen Jimmy Blanton empfunden. Aber das Ellington-Orchester war nicht nur wegen der Blanton-Tradition eine Schlüsselstellung. Seit der Duke Ende der zwanziger Jahre als erster einen verstärkten Baß verwendet hatte - den von Wellman Braud - und seit er etwas später als erster zwei Bässe verwandte, war Ellington der Baß-bewußteste Mann unter den wichtigen Persönlichkeiten des Jazz. |
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Als Ellington im vergangenen Jahr in Europa war, bot er Oscar Pettiford erneut den Baß-Platz seines Orchesters an. Aber Oscar liebt inzwischen nichts so sehr wie seine Freiheit. Er lehnte ab. Eine der charakteristischen Aufnahmen, die Oscar Pettiford mit dem Orchester Duke Ellington gemacht hat, ist Suddenly it jumped von 1946. Da wird deutlich, wie Oscar wirklich vom Baß her die ganze Ellington-Band swingt - wie es vor ihm nur noch Jimmy Blanton fertiggebracht hat. Ellington hat bis zum Anfang der 50er Jahre nur wenige seiner Solisten dadurch ausgezeichnet, daß er sie in Combo-Aufnahmen begleitete. Zu diesen wenigen gehört Oscar Pettiford. Oscar machte, begleitet von Ellington, Cello-Aufnahmen in Quartettbesetzung, darunter das grandiose Perdido. Man sagt im allgemeinen, daß Pettiford das Cello in den Jazz eingeführt hat. Das ist nicht ganz richtig. Der erste Bassist, der in einem modernen Sinn Jazz auf dem Cello gespielt hat, war Harry Babasin - 1947 auf Dial mit Dodo Marmarosa. Oscar kam erst zum Cello, als er 1949 Mitglied des Orchesters Woody Herman war. Er hatte sich damals - beim Ball-Spielen mit seinen Herman-Kollegen - den Arm gebrochen. (Oscar ist nicht nur Baß-, sondern auch Ball-Spieler ... und in seinem Garten in Baden-Baden haben viele, die ihn besuchten - der Autor dieses Portraits eingeschlossen - stundenlang mit ihm Ball spielen müssen!) Oscar war infolge des gebrochenen Armes eine Zeitlang nicht in der Lage, das große Baß-Instrument zu handhaben. Dadurch war er gezwungen, sich mit dem Cello zu beschäftigen. Er empfand sofort, wie das Cello durch seine Höhe und Leichtigkeit Möglichkeiten besitzt, die dem solistisch verwendeten Baß abgehen. Und sobald Oscar einmal angefangen hatte, Cello zu spielen, übertraf er Harry Babasin. Auf einer der frühen Cello-Aufnahmen, die es von Oscar Pettiford gibt, spielt auch Harry Babasin. Es ist charakteristisch, daß Babasin hier das zweite Cello im Sinne einer Zweiten Geige zupft: mehr oder minder als Begleitinstrument. Für diese Zwei-Celli-Session entstand eines der bekanntesten Themen von Oscar: der Blues in the Closet - auch wieder so ein Titel, wie er eigentlich nur Oscar einfallen kann. Leonard Feather schreibt in seiner Jazz-Encyclopedia über Oscar Pettiford: Jenseits davon, daß er den melodisch erfindungsreichsten und technisch beweglichsten Baß-Stil seit Jimmy Blanton entwickelt hat, hat sich Pettifords hohe Kunst dadurch bestätigt, daß er seinen Stil auf das Cello übertrug. Gleichermaßen die Zusammenarbeit mit Dizzy Gillespie in der hektischen Zeit des Bebop, wie sein Spiel bei Duke Ellington und vor allem seine familiäre Herkunft von einem Vater, der selbst Big Band-Chef war, haben Oscar Pettiford zum großorchestralen Jazz geführt. In den Geschichten des modernen Jazz wird immer wieder übersehen, daß Pettiford zu den ersten wichtigen Musikern gehört, die versucht haben, großorchestralen Bebop zu spielen. Das ist ein weiterer Punkt, der in der Beurteilung Pettifords falsch liegt und der zu Resignation und Verbitterung geführt haben mag. Eine der schönsten Big-Band-Aufnahmen von Oscar Pettiford aus der Bop-Zeit ist Somethin for you aus dem Jahre 1945, gespielt von Pettiford and his 18 All Stars mit Don Byas und Dizzy Gillespie als Solisten. |